10. Mai: Jahrestag der Bücherverbrennung
Johann Voß berichtet über seine Aktion:
Es haben sich überraschend viele Menschen mit eigenen Beiträgen beteiligt, darunter Schülerinnen/Schüler und Zeitzeugen des Krieges.
Die Textsorten: Gedichte, Geschichten, Collagen, Fotos, Reflexionen, spontane Niederschriften am Stand. Einige Beiträge sind per Mail angekündigt. Ein Teilnehmer hat auf dem Marktplatz eigene Verse rezitiert.
Die Wolfsburger Künstlerin und VVN-Aktivistin Mechthild Hartung stellte ihre Bronzeplastik »Die Lesende« aus.
Im Verlauf der Aktion habe ich eigene Lieder zur Gitarre gesungen, z.B. das »klagelied vom aschseegrund« (Thema Birkenau) und »hat je das meer gefragt« (Thema Brandschatzung durch Neonazis in Tröglitz).
Der Jungfilmer Jeremy Köck hat während der vier Stunden Bildmaterial für eine Dokumentation gesammelt. Für die Vorstellung von Buch und Film – nach der Corona-Zeit – bot ein Helmstedter Unternehmer spontan seinen großen Sitzungsraum an.
Die Braunschweiger Zeitung und die Volksstimme Magdeburg kündigten die Aktion groß an, zumindest die Braunschweiger wird morgen angemessen darüber berichten.
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Die Ankündigung
Am 10. Mai 1933 verbrannten vor allem junge Nazis in mehreren Städten öffentlich Bücher von Autoren, denen ein »undeutscher Geist« zugeschrieben wurde. Kurz nach der Machtergreifung Hitlers begann mit dieser Aktion die gezielte Verfolgung und Vernichtung der oppositionellen Kräfte im nationalsozialistischen Deutschland. Lang ist die Liste der Autoren, deren Bücher in Flammen aufgingen, hier seien stellvertretend erwähnt Bertolt Brecht, Albert Einstein, Marieluise Fleißer, Sigmund Freud, Erich Kästner, Franz Kafka, Anna Seghers, Kurt Tucholsky, Andre Gide und Ernest Hemingway.
Heute, in Zeiten von latentem und brutalem Antisemitismus, in Zeiten von in Brand gesteckten Flüchtlingsheimen und bedrohlichen Aufmärschen von Neonazis ist es mir wichtig, ein Zeichen zu setzen. Nun, was ist das Gegenteil von »Bücher verbrennen«? Ganz einfach: Ein Buch herstellen!
Aus diesem Grund nehme ich am Jahrestag der Bücherverbrennung, also am 10. Mai 2020, von 11 bis 15 Uhr auf dem Marktplatz in Helmstedt Texte im DIN-A4-Format entgegen. Aus den gesammelten Geschichten, Tagebucheintragungen, Gedichten, historischen Fotos, Zeitungsmeldungen und anderen Reflexionen soll dann ein Buch mit Spiralbindung entstehen. Jede und jeder kann mitmachen, die Themen sind frei, jede Vision kann in Worte gefasst werden. Eine Lesung daraus soll nach der Corona-Zeit an geeigneter Stelle stattfinden.
Wer spontan schreiben möchte, kann dies direkt auf dem Marktplatz tun, Papier und Schreibwerkzeug halte ich bereit.
10. Mai 2020
11:00-15:00 Uhr
Marktplatz
38350 HelmstedtFür eine Abstandsmarkierung wird gesorgt sein.
gez. Johann Voß
www.johannvoss.de